Licht am Ende des Tunnels

Um heute mit dem Schreiben anzufangen, muss ich mich zwingen. Ich habe mir jedoch fest vorgenommen, jede Woche zu posten und will konsequent bleiben – unabhängig davon, was mein mentaler Zustand in diesem Moment sagt. Ich halte viel von Steven Pressfield, der beschreibt, wie sich Resistance in unserem Leben und unserer kreativen Arbeit breit macht. Wir setzen uns an den Schreibtisch und sind wie gelähmt. Die Wörter auf Papier zu bringen wirkt wie eine schier unüberwindbare Aufgabe… und genau dann ist es am wichtigsten, sich gegen sich selbst durchzusetzen.

Ich fühle zum ersten Mal sein langer Zeit wieder Liebeskummer in meinem Leben. Während ich dies schreibe, zittern meine Hände, ich versuche trotzdem meine Emotionen in Worte zu fassen – und daraus für mich und andere Hoffnung zu schöpfen. Ich habe Angst vor der Zeit, die vielleicht auf mich zukommt – voller Einsamkeit und dem Ankämpfen gegen den Schmerz des Verlustes. Ich zwinge mich dazu, das Licht am Ende des Tunnels sehen zu wollen und zu können. Ich habe Angst davor, in ein Loch zu fallen, aus dem ich mich von selbst nicht mehr befreien kann – allerdings spüre ich auch viel Stärke aus der Zeit meiner Psychotherapie und glaube, mit genug Tools ausgestattet zu sein, um für meine mentale Stabilität zu kämpfen.

Pieter Levels hat vor kurzem bei Lex Fridman etwas für mich sehr plausibles gesagt: Wenn du nicht weißt wohin mit dir und Depressionen dich zu übermannen drohen, such dir ein Ziel und verfolge es. Das kann etwas sehr Simples sein, wie einen Haufen Sand von A nach B zu transportieren. Körperliche Betätigung scheint sowieso ein sehr probates Mittel im Kampf gegen die Dunkelheit zu sein. Das Wichtigste ist, dass wir etwas tun. Ich merke einmal mehr, wie mein Körper am liebsten im Bett bleiben und alles über sich ergehen lassen möchte. Doch genau an dieser Stelle ist es wohl unabdingbar, dem Impuls nicht nachzugeben, sondern trotzdem etwas anzupacken. Ich habe mich heute durch ein Workout geschleppt und wage mich nun an diesen Text, obwohl es schwer ist. Ich sollte stolz auf mich sein.

Ich versuche, mich nicht der Naivität hinzugeben, dass es bald einfacher wird. Letzte Woche schrieb ich über meine Wahrnehmung des Lebens als immerwährenden Prozess.  Heilung nimmt viel Zeit und Arbeit in Anspruch, dessen bin ich mir bewusst. Ich weiß, dass noch viel auf mich zukommen wird. Die Nachricht des Auslösers für meinen Schmerz erhielt ich erst vor kurzem. Und dennoch möchte ich mich hiermit von Anfang an der Versuchung entziehen, nicht aktiv auf ein Besserwerden meines mentalen Zustandes hinzuarbeiten.

David Jones schrieb, tiefes Fühlen von Emotionen sei gleichermaßen ein Fluch und ein Segen. Natürlich möchte ich meine Gefühle in meiner derzeitigen Situation verfluchen, um den Schmerz zu lindern. Doch ich weiß, dass dies der falsche Weg wäre. Wie viele andere Menschen habe ich die Erfahrung gemacht, mich selbst nicht mehr zu spüren. Unter bedrückenden Depressionen oder anderen mentalen Krankheiten ist die Welt um einen herum oft grau und man nimmt keine Nuancen mehr wahr. Den Schmerz zu suchen, um sich von den eigenen Problemen zu distanzieren hat sicher nichts mit mentaler Gesundheit zu tun. Doch in der Lage zu sein, tief zu fühlen wird für mich dann zum Segen, wenn ich lerne zu akzeptieren, dass es mir in diesem Moment schlecht geht – dieser Zustand währt nie für immer. Dann kann ich damit beginnen, es mir irgendwann besser gehen zu lassen.

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Es gibt keine Ziellinie

https://www.goodreads.com/quotes/6963725-it-is-both-a-blessing-and-a-curse-to-feel