Während eines kürzlich zurückliegenden Urlaubs in Barcelona, wo ich ein paar Tage mit meiner Familie verbrachte, erwischte ich mich bei Gedanken, die in meiner Vergangenheit häufiger im Zusammenhang mit meiner Freizeitgestaltung aufkamen. Sie könnten vielen Menschen vertraut vorkommen.
Ich nahm war, dass ich Urlaubstagen eine besondere Bedeutung beimaß, da ich sie immerhin also solche deklarierte – als Urlaubstage. Also Tage, die etwas besonderes sein müssen, weil es sind ja keine Arbeitstage sind und deswegen habe ich jetzt sofort glücklich und entspannt zu sein, sonst verschwende ich sie doch.
Ich empfinde es als faszinierend, welche Kategorie wir bestimmten Teilen unseres Lebens zuweisen und spüre zumindest persönlich, dass ich ein klares Schubladendenken entwickle, in Bezug darauf, wie meine Zeit strukturiert ist: Es gibt da Arbeitszeit, Lernzeit, Familienzeit, Freizeit und eben Urlaubszeit und so weiter. Mal wieder denken wir in einem System, dass es uns erleichtert, unsere subjektiv wahrgenommene Umwelt so aufzuschlüsseln, dass wir sie verarbeiten und verstehen können. Aber real existiert dieses System ja irgendwie gar nicht. Alles ist doch miteinander verwoben und formt dieses skurrile Erlebnis des am-Leben-seins.
Ich glaube, anzuerkennen, dass wir keiner Kategorie unseres Lebens übermäßigen Wert beimessen müssen, ist sehr hilfreich dafür, ab und zu ein wenig mehr die Vogelperspektive im eigenen Cockpit einzunehmen und zu würdigen, dass alles, was uns umgibt, irgendwie doch zweitrangig ist. Unsere Umgebung ist eben so wie sie ist, Gedanken und Gefühle kommen eben auf, aber am Ende verarbeiten wir alles in uns drin. Damit einher geht natürlich die Möglichkeit und auch Verantwortung zu entscheiden, wie wir das Erlebte in uns wirken lassen und nach welchen Idealen inner- und außerhalb unserer Selbst wir streben.
An dieser Stelle liegt glaube ich der entscheidende Punkt in der Frage danach, worin wir unsere Erfüllung finden. Dass das Streben nach externer Anerkennung, finanziellem Wohlstand oder ähnlichem anscheinend nicht die alleinige Lebenszufriedenheit mit sich bringt, scheint wahr zu sein und wurde sicherlich schon von viel mehr Leuten, die viel mehr zu sagen habe als ich, ausführlich in die Welt getragen. Dass Zufriedenheit nur von innen heraus kommen liegt am Ende irgendwie auf der Hand und doch fallen wir immer wieder ins Hamsterrad, in dem wir uns außen umsehen, ob wir unsere Gedanken und Handlungen nicht irgendwie extern bestätigen lassen können.
Den Blick immer wieder nach innen zu richten, hilft mir dabei, mich selbst und meine eigene Entwicklung als einzig sinnvolles Ziel anzunehmen. Damit einher geht der einzig naheliegende Maßstab für das sagenumwobene Konzept Erfolg: mich selbst an dem Standard zu messen, welche Person aus mir wird und wie ich mich unterwegs verändere.
Wenn nur ich selbst das Ziel bin, entsteht auch ein wundervolles kontinuierliches Feedback, das ich so in meiner Außenwelt sehr wenig, oder nur zeitverzögert finden kann. Statt auf externe Anerkennung zu hoffen, kann ich mich selbst ehrlich fragen, inwieweit ich authentisch mir selbst gegenüber lebe und Anpassungen vornehmen, wenn es nötig sein sollte.
Statt besser als alle anderen zu sein, strebe ich danach, mein vergangenes Ich als Referenz zu nehmen, dafür, was ich „erreicht“ habe und kann dadurch meine eigene Definition des Erfolgs entwickeln.
Chris Williamson (Host meines aktuellen Lieblingspodcasts Modern Wisdom) bezieht sich häufig auf das Paradoxon, welchem wir alle wohl häufig nachhängen: unser aktuelles Leben ist noch gar nicht das richtige. Es ist wie eine Vorstufe von einer von uns selbst idealisierten zukünftigen Version.
Im Hinblick auf das Streben nach innerem, statt externem Erfolg möchte ich hinzufügen, was ich aus Joe Rogans Konversation mit Kevin Ross entnahm: Was auch immer für Erfolg wir haben mögen, die Idee, es im Leben endlich geschafft zu haben, ist eine Illusion. Es gibt mal wieder keinen Punkt X, an dem sich alles gelöst hat. Alles findet hier und jetzt statt.
Statt uns daran zu orientieren, irgendwann von allen Beschwerden gelöst durchs Leben gehen zu wollen, halte ich es für sinnvoll, sich damit abzufinden, einfach jeden Tag einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gehen zu wollen. Und das für den Rest des Lebens. Daraus ziehe ich irgendwie eine angenehme Gelassenheit.