Kein Ratgeber – Teil 2

In der letzten Woche schrieb ich über Gedanken zu meinem persönlichen Wertesystem. Ich knüpfe daran an.

In Momenten, in denen ich nicht so recht weiß, in welche Richtung ich mich bewegen soll, hilft es mir oft daran zu denken, dass jeder Schritt nach vorn ein Schritt in die richtige Richtung ist. Darüber schrieb ich vor zwei Wochen in „Kontinuierliche Änderung des Lebenskurses„:

Wenn wir nicht genau wissen, welche Richtung wir im Leben einschlagen sollten, verhält es sich genauso, wie als würden wir komplett orientierungslos im Wald aufwachen. Statt dazusitzen und uns zu fragen, was der richtige Weg sein könnte, laufen wir lieber los – irgendwann kommen wir an einen Bach, wir folgen diesem, er bringt uns zu einem Fluss, wir folgen dem Fluss und landen irgendwann wieder in der Zivilisation.

Ich gebe mir große Mühe, einen Fuß vor den nächsten zu setzen und mit den Gedanken nicht zu sehr in der Zukunft zu verweilen. Ich vermute, die Tendenz dazu, resigniert nicht genau zu wissen, was als nächstes kommt im Leben und demnach inaktiv zu bleiben, ist irgendwo in uns allen verankert. Negative Gedanken kommen auf und ich denke, es ist wichtig, diese zuzulassen und zu verstehen, warum sie uns beschäftigen, dann jedoch auch mit dem Trübsalblasen aufzuhören und wieder den Part des Protagonisten im eigenen Leben zu übernehmen.

Mood follows action – unsere Gemütszustand folgt unserem Handeln. Ich werde oft etwas gereizt, wenn Menschen, die mit psychischen Problemen zu kämpfen haben nahegelegt wird, sie müssten nur mehr Sport machen oder nur mehr an die frische Luft gehen. Zumal dies sinnvolle, gut gemeinte Handlungsvorschläge sind, werden sie leider oft plump dahergesagt, vernachlässigen die in dem Moment subjektiv wahrgenommene Handlungsunfähigkeit der Person und können von den Betroffenen meist nicht angenommen werden, da das zugrundeliegende Problem natürlich viel komplexer ist. Aber das ist ein anderes Thema.

Dennoch scheint einem akuten Empfinden des Nicht-wissen-wohins das Aktivwerden über kurz oder lang entgegenzuwirken. Einiges kann unmittelbar ausgeführt werden. In letzter Zeit habe ich mir angewöhnt, , zuerst zehn Liegestütze zu machen, wenn ich mit einer Entscheidung überfordert bin – klingt banal, aber danach wirkt es oft gar nicht mehr ganz so erschlagend. Andere Gewohnheiten die dazu beitragen, müssen über einen längeren Zeitraum kultiviert werden, können uns aber helfen, die in diesem Moment sinnvollste Entscheidung zu treffen ohne uns den Kopf über eine Zukunft zu zerbrechen, die, so wie wir sie uns im Kopf zusammenreimen, sowieso nie stattfinden wird.

Es folgt eine kleine Liste an Dingen, die mir persönlich hilft, meine Lebenszeit aktiv und für mich selbst nutzbringend zu gestalten. Dazu ein kleiner Disclaimer: Ich stehe zu meiner Aussage letzter Woche, keinen Selbstverbesserungsratgeber in die Welt schreien zu wollen. Weiterhin versuche ich nicht kluge Ratschläge an Menschen zu verteilen, die sich an einem mental dunklen Ort befinden und hoffentlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen können, sofern sie diese wollen. Ich teile wie immer persönliche Gedanken.

Also hier eine kleine Liste von Dingen, die ich versuche jetzt und hier zu implementieren, um aktiv Zufriedenheit in mein Leben zu integrieren:

gut zu Anderen sein
freundlich hallo sagen, Menschen für ihre Arbeit danken, Menschen zulächeln (ohne dabei creepy zu sein), angemessenes Trinkgeld geben wenn ich es mir leisten kann

jeden Tag dazulernen
mit ein paar Seiten lesen ist schon viel getan

mein Gehirn in irgend einer Weise sinnvoll nutzen
dieser organische Computer da oben ist etwas wirklich Faszinierendes; ich denke, wir tun gut daran, ihn ab und zu einer Aufgabe zu widmen

mich jeden Tag bewegen
dazu die klare Buchempfehlung Built to Move

meinen Gedanken und Emotionen nicht zu viel Wert beimessen
Thoughts aren’t true. Feelings don’t require action. Things aren’t good or bad, they just are – mich damit zufriedenzugeben, dass Gefühle und Gedanken kommen und gehen, ich diese somit annehmen aber nicht als „Wahrheit“ akzeptieren muss, hilft mir zu mehr Gelassenheit

mein Leben für mich selbst schriftlich dokumentieren
mehr zu schreiben ist ein wundervoller, jüngerer Bestandteil meines Lebens und ich möchte dem Ganzen mehr nachgehen

nicht bequem werden
Dinge tun, die mich kognitiv herausfordern
Dinge tun, die mich körperlich herausfordern
jeden Tag kalt duschen
dann ist meistens alles okay